Unterwegs zum Horizont und darüber hinaus
Hubert Brüderlein hat nie aufgehört, nach neuen Wegen zu suchen
„Lies keine Geschichte, nur Biographien, denn das ist Leben ohne Theorie.“
Auf Hubert Brüderlein trifft das Zitat des zweifachen britischen Premierministers Benjamin Disraeli (1804 – 1881) nur bedingt zu. Denn theoretisches Wissen, das in Erkenntnis mündet, ist für den engagierten langjährigen Therapeuten der Treibstoff seiner persönlichen und beruflichen Entwicklung gewesen. Als akribischer Praktiker allerdings, lebt er seine Grundsätze und entwickelt seine Überzeugungen vor allem im wissensbasierten Tun. Ein offener Horizont ist dabei sein Entfaltungsraum, um sich für seine Patientinnen und Patienten jeden Tag ein kleines Stück zu verbessern. Der Grundstein für seine therapeutische Philosophie der „Zweiten Meinung“ wurde schon in der Kindheit gelegt.
Mein langer Weg
Disziplin und Glaubenssätze
Mit diesem fundamentalen Glaubenssatz ausgestattet entdeckte Hubert Brüderlein schon mit zehn Jahren ganz speziell den Fußball für sich – und die Notwendigkeit von Disziplin. Schulische oder sportliche Erfolge fielen Hubert nicht einfach in den Schoß, er musste sie sich durch Fleiß und Training erarbeiten. „Gesunde“ Ernährung war für den Jungen das, was ihm durch die Werbung als gesund suggeriert wurde – geprägt durch Milchprodukte und Zucker.
„Ich ließ mich wie viele Menschen Jahre lang durch die Werbung und anscheinend unumstößliche Nahrungsempfehlungen beeinflussen. Erst spät habe ich erfahren, dass es auch gesunde Fette gibt und so manches, was für unsere Eltern auf den Tisch gehörte, nicht gesund ist.“
Hubert lernte daraus, sich immer eine zweite Meinung einzuholen und auch Dinge zu hinterfragen, die eine Mehrheit aus Gewohnheit als wahr empfindet.
Die Psyche des Patienten
„Speziell ein Arzt engagierte sich sehr und machte meiner Mutter Mut. Während die schlechte Behandlung sie merklich gesundheitlich abbauen ließ, verbesserte und verlängerte der engagierte Arzt ihr Leben.“
Der Gedanke, selbst einmal in medizinischen Bereich zu arbeiten, keimte da schon im jungen Hubert. Und gleichzeitig die Grundlage seiner späteren therapeutischen Philosophie aus Wertschätzung, Respekt und großem Engagement für einen ganzheitlichen Behandlungserfolg.
Irrwege und Sinnsuche
„Ich habe dabei hautnah erlebt, was es heißt, wenn ein Beruf keine Freude macht und nicht als sinnerfüllt empfunden wird.“
Neuorientierung für die Zielstärken
Die Zeit bei der Bundeswehr war für Hubert Brüderlein eine Zeit der Neuorientierung, der interessanten Begegnungen und die Zeit, in der er erstmals vom Beruf des Krankengymnasten hörte. Dass die Bundeswehrbefehlskette auf Dauer nicht sein Biotop war, stellte sich schnell heraus. Doch das „Über die eigenen Grenzen hinausgehen“ im Training und das Miteinander in einer Gemeinschaft zeigte ihm, welche Fähigkeiten er für seine berufliche Zukunft entwickeln wollte: Ausdauer und Zielstrebigkeit genauso wie Empathie und Begeisterungsfähigkeit.
Huberts Kernthemen Sport, Medizin und Wissensvermittlung bildeten sich damals heraus. Er erkannte, was sein Weg sein würde. „Bei diesem Schritt ins Erwachsenenleben nahm ich die Faszination der Kindheit mit für Geschichten, in denen scheinbar Unmögliches möglich gemacht wird.“
Erst Lebenstraum, dann Traumberuf
„Wir erlebten eine völlig andere Lebensweise und waren sehr beeindruckt von der Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wurde.“
Der „Ernst des Lebens“ folgte im Herbst – und war für Hubert Brüderlein eine absolut positive Erfahrung: „Ich begann mit meiner Ausbildung zum Physiotherapeuten und wusste innerhalb kürzester Zeit, das ist genau mein Beruf.“
Nie zu spät für Eigeninitiative
1985 lernte er während eines Praktikums einen 99jährigen Patienten kennen, den er mobilisieren sollte. Der erfolgreiche Erfinder war durch viele Jahre harte Arbeit krank geworden. Kein Arzt konnte ihm helfen. „Statt sich aufzugeben nahm er sein Schicksal selbst in die Hand, begann über alternative Wege nachzuforschen und fand für sich die basische und Vollwertkost.
Hubert nahm aus dieser Begegnung drei weitere Grundsteine für seine Behandlungsphilosophie mit: die Bedeutung der Eigeninitiative des Patienten, breites Wissen als Basis für Therapieerfolge und die Offenheit, selbst etablierte Erfahrungen immer wieder mutig zu hinterfragen, auch wenn man gegen den Mainstream schwimmen muss.
Von den Besten lernen ist wie Urlaub
„Ich war von der Professionalität, den Möglichkeiten und dem Umfeld so begeistert“, erinnert er sich heute mit einem Schmunzeln, „dass ich sieben Jahre lang keinen Tag Urlaub gemacht habe.“
Federleicht auf Wissensweltreise
Im Rahmen seiner Sportphysiotherapeuten-Weiterbildung hospitierte Hubert bei Hans-Jürgen Montag, dem bekannten Fußballnationalmannschaftsbetreuer, Erfolgsautor und deutschen Taping-Pionier. Zu Demonstrationszwecken massierte Hans-Jürgen Montag Hubert, der heute noch schwärmt: „Ich fühlte mich nach dieser Massage federleicht, ein einzigartiges Erlebnis. In wenigen Stunden habe ich bei Hans-Jürgen Montag mehr über Massage gelernt, als in einem halben Jahr PT-Ausbildung.“
Wissen kennt keine Grenzen, so hat Hubert Brüderlein immer wieder Grenzen überschritten, mental und physikalisch. Besonders die Kunst der klinischen Untersuchung hatte es ihm angetan. Die Suche nach mehr Wissen darüber führe ihn zu dem Spezialisten für nichtoperative Orthopädie, Dos Winkel.
Als Wissenserbe von Dr. James Cyriax, dem britischen „Urvater der Orthopädie“, vermittelte Winkel in Seminaren in Deutschland und in der Karibik Untersuchungsmethoden der orthopädischen Medizin, die Hubert Brüderlein nachhaltig prägten: Vom Lernenden wurde er schnell zum Lehrenden und übernahm Unterrichtsstunden in Dos Winkels Seminaren.
1994 erwarb Hubert die Lizenz, Dos Winkels Kursinhalte in Bayern zu verbreiten und bildete in 20 Jahren zahlreiche Kolleginnen und Kollegen in diesem Bereich aus.
Unternehmen Selbständigkeit
Immer wenn Hubert Brüderlein in seinem Leben an eine Grenze kam, die ihn an seiner Weiterentwicklung hinderte, suchte er sich einen neuen Weg auf dem Ziel, „meinen Patienten die richtige Hilfestellung für ein schmerzfreies, selbstbestimmtes Leben zu geben“. Als Therapeut bleibt er immer Lernender, wurde aber schnell auch Lehrender und der Schritt in die Selbständigkeit war vorgezeichnet.
Schon 1989 stieg er als Teilhaber in die Praxis von Klaus Eder ein. „Ich lernte schnell, dass ein guter Therapeut nicht automatisch ein guter Unternehmer ist. Aber durch Tief- und Hochphasen hatte ich auch auf diesem Gebiet meines Berufslebens die Chance, mich mit unterschiedlichen Partnern weiter zu entwickeln.“
1993 begründete er ein ambulantes Rehazentrum mit. 1997 folgte, ebenfalls in Partnerschaft, das „Rücken- und Fortbildungszentrum Regensburg“.
Mit der Gründung der Schmerzfrei-Praxis Brüderlein 2007 verwirklichte er in alleiniger Verantwortung ein neues Praxiskonzept, das seine persönliche therapeutische Entwicklung widerspiegelte. Die Spezialisierung auf eine salutogene Schmerzphilosophie (https://de.wikipedia.org/wiki/Salutogenese), einen ursachenorientierten Diagnose- und Therapieansatz und die ganzheitliche Behandlung von chronischen Schmerzpatienten mündete schließlich zur Gründung seiner heutigen Praxis „Zweite Meinung“ 2020.
Vermehren durch Teilen
Damit hatte der philosophische Arzt Albert Schweitzer nicht ganz recht. Denn für wertvolles Wissen gilt das genauso.
In den letzten 30 Jahren hielt Hubert Brüderlein circa 1.000 Vorträge darüber, wie man mit einfachen Mitteln viel für die eigene Gesundheit erreicht. Alleine 400 davon vor über 13.000 Zuhörern drehten sich um das Thema „Rückenschmerzen“. Die unzähligen positiven Rückmeldungen seiner Zuhörer motivierten Hubert Brüderlein schließlich, 2019 sein erstes Buch „Der Rückenkönig“ zu veröffentlichen.